Fortbildung für die Lehrkräfte der Berufsfachschulen für Massage und Physiotherapie am 15.05.2018
Alle Lehrkräfte der Berufsfachschule Massage/Physiotherapie absolvieren regelmäßig eine Fortbildung in Zusammenarbeit mit dem Reha-Bereich des bbs. Ziel ist es, das Bewusstsein für einen (Schul-)Alltag mit einer Sehbehinderung zu schärfen. Diesmal ging es dafür unter anderem auf den Generationen-Spielplatz – natürlich unter erschwerten Bedingungen.
Gabriele Schneider, Ines Hübschmann und Stephan Sommer vom Reha-Bereich begrüßten das Kollegium der Berufsfachschule für Massage und Physiotherapie zum dreiteiligen Programm des Fortbildungsnachmittags.
Nachdem uns eine Gewitterfront noch kurz ausgebremst hatte, gingen wir direkt zum Hauptteil, dem Training unter der Simulationsbrille, über. Im Wechsel durchliefen alle Teilnehmer die folgenden Aufgaben unter der Augenbinde, der Simulationsbrille mit eingeschränktem Gesichtsfeld und der Simulationsbrille mit Visusminderung. Ziel war der „Bewegungspark für alle Generation“ in der unmittelbaren Nachbarschaft in Langwasser. Die erste Herausforderung bestand darin, den Hinweg zu absolvieren, den die Hälfte der Gruppe zu Fuß, die andere Hälfte mit dem Bus bestritt. Dank der Unterstützung von Kollegen und Mitfahrern waren im Bus bald freie Plätze gefunden und die Streifenkarten entwertet, sodass die Anreise entspannt verlief. Gleichzeitig stockte die Fußgruppe gelegentlich wegen rücksichtsloser Radfahrer, einer Baustelle, herabhängender Zweige und unübersichtlicher Kreuzungen. Trotzdem konnten wir die Geräte bald in Beschlag nehmen. Auch wenn zunächst geklärt werden musste, wie groß das Areal ist, wie die Geräte angeordnet sind und wo besondere Vorsicht angebracht war, verteilte sich die Gruppe bald in Zweierteams. Dass die busfahrende Gruppe mittlerweile das Nachbargerät beübte, entging dem ein oder anderen ob der geforderten Konzentration auf Balance-Stämme, Wackelbrücken, Schaukeln und Fitnessgeräte. Eine wichtige Hilfestellung für alle Teilnehmer mit simulierter Visusminderung gab Frau Hübschmann, die Orientierungskanten mit kontrastfarbenen Klebepunkten erkennbar machte. So fiel es auch deutlich einfacher, Entfernungen abzuschätzen – eine Leistung des dreidimensionalen Sehens, das mit den Simulationsbrillen deutlich gemindert war.
Zurück am bbs gab es einen Vortrag über Barrierefreiheit. Die Rehalehrer wiesen dabei neben dem Konzept des Blindenleitsystems insbesondere auf Besonderheiten auf dem bbs-Gelände und Alltagshindernisse wie kontrastarme Türen an öffentlichen Verkehrsmitteln oder Gebäuden oder Gefahrenquellen wie den Kupplungsspalt zwischen zwei U-Bahn-Waggons hin: „Dieser Zwischenraum klingt für einen Blinden genauso wie eine Tür!“, berichteten die Experten, um die Brisanz zu verdeutlichen, die über bewegliche Blenden mit einfachen Mitteln entschärft werden könnte.
Zum Abschluss folgte nach der eingangs absolvierten Selbsterfahrung aus dem Bereich Orientierung und Mobilität (O&M) eine Einheit aus dem Bereich Lebenspraktischen Fähigkeiten (LPF). In der Kantine war ein volles Menü vorbereitet worden, das es mit einer neuen Simulationsbrille souverän zu verspeisen galt. Die Herausforderungen bestanden bereits darin, selbst in der bekannten Umgebung die Essensausgabe und einen Sitzplatz zu finden, sich auf dem Tablett zu orientieren und auch mit unerwünschten Suppeneinlagen, die unerwarteterweise in dem ein oder anderen Teller auftauchten, umzugehen. Das gemeinsame Essen geriet dabei gelegentlich zu einer wahren Geduldsprobe und diente dabei neben der eigentlichen Erfahrung auch der Rekapitulation des Nachmittags, die bereits an einigen Tischen begann. Sie mündete in eine große Abschlussrunde, in der die individuellen Sinneseindrücke und Resümees zusammengetragen wurden. Und so bedankt sich das Kollegium nach diesem durchaus anstrengenden, dabei aber auch erkenntnisreichen Nachmittag beim Reha Bereich für diese gelungene Veranstaltung.
Sandra Karch
BF Massage/Physiotherapie