Wie sieht es eigentlich im bayrischen Landtag aus? Wie arbeiten dort die Abgeordneten? Wo finden die zentralen Abstimmungen und Debatten statt?

Auch wegen der Landtagwahl in Bayern, die in diesem Jahr am 08. Oktober stattfindet, wollten sich Schüler:innen des bbs nürnberg über den zentralen Ort demokratischer Teilhabe informieren. So machten sich Mitte März die Klassen der Berufsvorbereitung sowie die Klassen der Ausbildungsbereiche Ernährung und Versorgung und Büro auf den Weg nach München, wo wir den bayrischen Landtag tatsächlich ohne einen einzigen Stau erreichten.

Schon von außen ist der Landtag, das Maximilianeum, ein beeindruckender Bau, der am Ostufer der Isar leicht erhöht steht. Das Gebäude wurde ursprünglich vom bayrischen König Maximilian II. 1857 als Sitz einer Studienstiftung für besonders begabte junge Menschen errichtet. Seit 1949 ist das Maximilianeum Sitz des bayrischen Landtags. Wer diesen besuchen will, muss durch eine strenge Sicherheitskontrolle hindurch, wie man sie auch vom Flughafen kennt. Alles wurde genauestens unter die Lupe genommen, und nicht mal eine Kuchengabel im Reiseproviant durfte mit hineingenommen werden.

Die Führung durch das Maximilianeum übernahm Anja Sieber, die uns als Gruppe herzlich begrüßte und uns über die riesige Freitreppe hinauf gleich zur Herzkammer des bayrischen Parlaments brachte, dem Plenarsaal. In diesem Saal findet regelmäßig die Vollversammlung der Abgeordneten statt und alle wichtigen Debatten und Abstimmungen werden hier durchgeführt. Der Saal selber überraschte durch seine Helligkeit. Durch die Dachverglasung gelangt viel Tageslicht und das helle Holz der Möbel sowie die roten Abgeordnetenstühle lassen den Saal luftig und modern wirken. Auch wenn wir keiner Parlamentssitzung beiwohnen konnten, so war es schon ein besonderer Moment, auf den Stühlen der Abgeordneten im Saal Platz nehmen zu dürfen. Frau Sieber erläuterte die Sitzverteilung im Parlament und so wusste man nun, zu welcher Partei der eigene Stuhl gehörte. Auch das Podium, wo sonst nur die Landtagspräsidentin mit ihren Stellvertretern sowie die Minister der bayrischen Landesregierung sitzen, durften wir für ein Gruppenfoto friedlich „erstürmen“.

Danach ging es weiter in den alten Senatsaal, der heute hauptsächlich für Veranstaltungen genutzt wird. In diesem Saal befindet sich an einer Wandseite ein monumentales Gemälde, das die dramatische Seeschlacht zwischen Griechen und Persern bei Salamis 480 v. Chr. zeigt. Wir staunten nicht schlecht, als wir erfuhren, dass dieses Gemälde beeindruckende 55 Quadratmeter groß ist.

Der zentrale Raum im Hauptgeschoss des Maximilianeums, der den Plenarsaal mit dem alten Senatssaal verbindet, ist der Steinerne Saal. Hier hatten wir aus dem großen Fenster einen wunderschönen Blick über München mit der Maximilianstraße und dem Wahrzeichen im Zentrum, den beiden Frauentürmen. In diesem Saal zeigte uns Frau Sieber den Grundstein des Maximilianeums. Diesen fand man durch Zufall am 24. Februar 1998, einem Faschingsdienstag, bei Bauarbeiten für eine Rolltreppe zur Tiefgarage. Es handelte sich um eine Bleikassette mit Beigaben, die vor 140 Jahren zu Beginn des Baus mit eingemauert wurden. Neben einem vergoldeten Metallzylinder mit den Bauplänen des Maximilianeums, Geldmünzen sowie kleinen Portraitgemälden des Bauherrn und seiner Gattin, fand man zum allgemeinen Erstaunen auch das Modell einer Dampflokomotive. Sie ist der Lokomotive des Adlers nachgebildet, dem Zug, der erstmals 1853 zwischen Nürnberg und Fürth fuhr. Es handelt sich um das älteste erhaltene Modell einer Dampflokomotive in Deutschland und ist ein einzigartiges Zeitzeugnis aus der Frühphase der Industrialisierung.

Am Ende unserer Führung konnten wir noch ein weiteres besonderes Kunstwerk bewundern, dass an einer Wand im Flur des Landtages angebracht ist. Einzelne Artikel der bayrischen Verfassung sind hier in Braille-Schrift dargestellt. Das Kunstwerk mit dem Titel „Der blinde Vorleser“ soll vermitteln, dass der Landtag auch für blinde Menschen ein offenes Haus ist.

Nach so viel spannenden Informationen waren wir noch zu einem leckeren Mittagessen in der Landtagskantine eingeladen, bevor auch schon der nächste Höhepunkt auf uns wartete: eine Stadtrundfahrt mit unserem Reisebus durch München. Mit unserer netten Stadtführerin fuhren wir die schönsten Plätze von München an und erfuhren viel Interessantes über die zahlreichen historischen Gebäude. Danach ging es dann wieder auf die Heimfahrt, auf der wir die vielen Eindrücke des Tages erst einmal verarbeiten mussten.

Fazit: für uns alle war es ein spannender Tag. Demokratie erlebbar machen, heißt auch, die Orte, an denen demokratische Entscheidungen getroffen werden, erfahrbar und zugänglich zu machen. Dies ist bei diesem Besuch wunderbar gelungen. Unser herzlichster Dank geht dabei an Frau Sieber, die durch ihre sehr anschaulichen Beschreibungen der vielen visuellen Eindrücke den Besuch auch für blinde und sehbehinderte Schüler:innen zu einem informativen und abwechslungsreichen Erlebnis machte.

Text: 
K. Bock-Ahlers in Zusammenarbeit mit dem „investigativen“ Rechercheteam der Kaufleute für Büromanagement (1. AJ) sowie der Fachpraktiker für Bürokommunikation (2. und 3. AJ), die alle Textinhalte noch einmal einem Faktencheck unterzogen