Am zweiten Tag des Jugendkongress in Berlin, nahmen Steffi und ich an einem Workshop teil, der sich mit dem Thema Gospel beschäftigte. Man fragt sich zu Recht, was denn Gospel mit Demokratie und Toleranz zu tun hat.

Zur Erklärung: "In der Gospelmusik kommen Menschen zusammen, die im gemeinsamen Singen ihrem Lebensgefühl Ausdruck geben und dabei den ´spirit´ der Musik erfahren und ihre tiefen spirituellen Wurzeln verstehen.

Im Jugendkongress ist eine ähnliche Basis der Grund für das Zusammenkommen vieler junger Menschen - der ´spirit´ unseres Grundgesetzes. In diesem Geiste ordnen wir unser Leben hier im Lande. Es ist sicher gut, wenn man sich gemeinsam dieser Idee immer wieder besinnt und sie gesellschaftlich aktiv hinterfragt und neu belebt. Es braucht die aktive Auseinandersetzung - auch mit unserem Grundgesetz, um nicht statisch an der Lebenswirklichkeit vorbei nur "in Stein gemeißelt" zu sein.

Viele der heutigen und traditionellen Gospel-Songs haben genau diese aktive Auseinandersetzung zum Thema: das ´alte Gesetz´ mit Leben erfüllen! Erstaunlicherweise kommt man in den Texten dieser Songs zu gleichen gesellschaftlich tragfähigen Handlungsmustern; nämlich dem gegenseitigen Respekt, der `Liebe zu meinem Nächsten´ auch in seinem Anderssein. Es "gefällt mir", mit Euch aktiv in die Gospel- und Soulmusik einzutauchen und zu erfahren, wie der Spirit dieser Songs christliche Glaubensüberzeugung mit politischen Anliegen gegen Ausgrenzung und Unterdrückung vereint, eine Botschaft, die scheinbar in unserer Welt an Aktualität nie verliert." (Anmerkung: Diesen Absatz habe ich aus der Beschreibung des Workshops entnommen, zur Erklärung)
Musik verbindet, man ist frei von Vorurteilen. Egal woher man kommt und wohin man geht, Musik hält zusammen und Grenzen werden mit Leichtigkeit überwunden.

So auch hier. Viele Jugendliche, darunter auch wir, trafen uns am Nachmittag zum gemeinsamen Singen. Anfangs hatte ich persönlich noch meine Bedenken. Was sollten wir in drei Stunden schon großartig machen? Wir kannten uns nicht, wussten nicht, wie gut der Einzelne war und auch sonst konnte ich mir nicht vorstellen, dass wir viel erreichen konnten.

Ich wurde eines Besseren belehrt. Innerhalb drei Stunden, in denen wir uns aber zuerst noch ausgiebig einander vorgestellt hatten, erarbeiteten wir gemeinsam mit Musikprofessor Christoph Zschunke, vier Gospelsongs, die wir am nächsten Tag im Abschlussgottesdienst aufführen durften. Wir waren wirklich überrascht, wie schnell und einfach das alles ging. Als dann die verschiedenen Stimmen wie Alt, Sopran und Bass aufgeteilt wurden, schlossen Steffi und ich uns dem Sopran an und los ging's!

Am nächsten Tag um 11:00 hatten wir noch die Generalprobe vor dem Auftritt in der Kirche. Die Vorfreude und Aufregung stieg bei manchen mehr, bei anderen weniger. Um Punkt 12:00 war es dann endlich so weit. Der Gottesdienst begann und wir sangen insgesamt sechs Songs. Es war ein voller Erfolg auf ganzer Linie. Dem Publikum hat es gefallen, uns hat es gefallen und wir gingen mit einem guten Gefühl. Es ist immer wieder schön zu sehen, was man alles gemeinsam schaffen kann, egal aus welchem Land man auch immer kommt.

– Franziska Engesser