Unser Anfangsgottesdienst fand in diesem Schuljahr in der beeindruckenden Kirche St. Elisabeth statt. Der Gottesdienst stand unter dem Motto: "Heilige - was ist denn das?"

Ein herzlicher Dank an alle Mithelfer!

 

Ansprache Schuljahresanfangsgottesdienst 2014 als Dialog

U:
St. Elisabeth, St. Lorenz, St. Sebald, St. Markus – Alle Kirchen, egal ob Kath oder ev – fast alle sind sie nach Heiligen benannt.. Was soll ich mir denn wirklich darunter vorstellen: Ein Heiliger oder eine Heilige?
Wahrscheinlich geht es nicht nur mir so, aber ein Heiliger, das klingt für mich immer sehr altmodisch. Irgendwas vor ewig langen Zeiten. Und eigentlich kann ich mir auch nicht vorstellen dass eine oder einer von denen jemals Spaß im Leben hatten und gelacht haben.
P:
Das mit der Vergangenheit stimmt jedenfalls weitgehend schon. Einmal werden Menschen erst nach ihrem Tod heilig gesprochen. Und außerdem finden wir Heilige in der ganzen Geschichte der Christenheit. Also in den letzten 2000 Jahren.
Aber warum sollten sie keine Freude im Leben gehabt haben?
U:
Wahrscheinlich hast du da schon Recht. Aber ich denke bei Heiligen immer daran, dass das die echten Superchristen gewesen sein müssten. Ein Verzeichnis der Heiligen erscheint mir irgendwie wie das Guinness Buch der frommen Höchstleistungen. Wo bleibt da so was wie Leichtigkeit und Freude am Leben?
Es kommt mir vor, dass alle entweder Priester, Bischof oder noch besser Papst waren. Nonne geht auch. Oder sie wurden zumindest später Bischof, wie St. Martin. Aber ganz normale Menschen – Arbeiter, Bäuerinnen, Lehrer etc. – kann ich mir eigentlich nicht vorstellen? Aber vielleicht kenne ich auch nur zu wenige.
P:
Ich denke da ist schon was dran. Dass man die letzten Päpste heilig gesprochen hat finde ich auch etwas seltsam.
U:
Dann hab ich da noch eine Frage, die bestimmt auch viele stellen würden: Sind die Geschichten denn überhaupt wahr. Das sind doch zu einem großen Teil nur Legenden.
P:
Sicherlich. Aber heißt das denn, dass sie nicht wahr sind?
Wissen wir denn dass die biblischen Geschichten genau so passiert sind?
Und trotzdem sind sie wahr – weil Etwas in Form einer Geschichte erzählt wird, was stimmt und was immer wieder so passiert! Nehmen wir doch einmal den St. Martin. Den kennt jeder. Wie er einem Bettler die Hälfte seines Mantels gibt und mit dem teilt, der in Not ist. So etwas – also dass Menschen mit anderen teilen – passiert immer wieder und die Legende sagt: Das ist etwas Heiliges was da passiert! Also etwas, das Gott so will, das gut ist!
U:
Dann spielt es auch keine Rolle, dass das in längst vergangener Zeit geschehen sein soll! Aber dann ist es ja gar nicht in erster Linie der Mensch, der heilig ist. Es ist doch vielmehr das, was diese Person gemacht hat. Und das kann jeder immer wieder tun und so ein Stück ein Heiliger sein.
P:
Ja – Heilige sind ein Vorbild in dem was sie gemacht haben. Sie stehen für eine Art zu handeln wonach ich mich richten kann.
U:
Kennst du noch eine andere Geschichte die dazu passt?
P:
Nun, von der Hl. Elisabeth hab ich schon erzählt –
aber schau doch mal nach oben: Da stehen oben in der Kuppel über uns zwei Männer: Einer mit einem Knüppel, einer mit einer Säge in der Hand: Der erste ist Simon d Zelot, der andere Judas Thaddäus – zwei Apostel, die gemeinsam den Glauben an Christus bezeugten. Als sie vom König von Babylon aufgefordert wurden, ihre ungläubigen Feinde zu vernichten, antworteten sie: „Nicht zu töten, sondern lebendig zu machen sind wir gekommen!“
Dass könnte für uns heute, für uns in der Schule z.B. doch heißen: „Nicht einander fertig zu machen, sondern für’s Leben zu helfen, sind wir da!“ Judas Thaddäus ist übrigens der Patron für die ganz hoffnungslosen Situationen und Fälle geworden – kann man sich auch für die Schule merken ;-)  Also nie mit Gewalt ist sein Motto, stattdessen: Nie und mit niemandem die Geduld und die Hoffnung verlieren.
U.:
Diese Beispiele leuchten mir ein. Aber ich hab’ von Antonius gehört. Der Heilige, der einem helfen soll etwas Verlorenes wieder zu finden. Das ist doch Unsinn.
P:
Wenn man glaubt, dass Antonius wie von Zauberhand z.B. die verlorenen Schulschlüssel wieder herzaubert, dann ist das schon Unsinn. Also in den Sessel setzen und hoffen dass die Schlüssel vom Himmel fallen.
Aber man kann das auch anders sehen. Wenn ich was verloren habe und erst einmal zur Ruhe kommen – das ist ja beten - und dann beginne ich in Ruhe, gelassen weiter zu suchen – und werde meistens das Gesuchte schon finden. Ich darf nicht aufgeben! Dann macht das schon Sinn.
U:
Stimmt. Geschichten von Heiligen als Mut-Macher! Oder dabei fällt mir ein, dass ich öfters in Autos eine Medaille vom hl. Christophorus gesehen habe. Der ersetzt auch keinen Airbag, aber er erinnert mich: Pass auf, auf der Straße ist es gefährlich!
P:
Und außerdem ist es beruhigend zu ahnen, da passt jemand auf mich auf passt –
und wenn ich ruhiger bin, mach ich auch weniger Fehler!
U:
Verstehe ich – aber noch was anderen zu Heiligen:
Ich war wieder in Italien und da gibt es ja keine Kirche ohne eine Marienfigur. Maria mit dem Kind. Kann man sagen, dass Maria für jede Mutter steht, die ihr Kind liebevoll aufzieht. Also: Mit meinen Worten, bedeutet das, dass es immer etwas Heiliges ist, etwas Gutes, so wie Gott es will, wenn ein neuer Mensch in die Welt kommt und gut aufgezogen wird.
Also öffnen uns die Heiligen Geschichten gerade die Augen für das Alltägliche, das Normale, wo Gutes – eben Heiliges – passiert. Genau das Gegenteil des frommen Guinness Buches der Rekorde.
P:
Ich muss noch an deine Bemerkung denken, dass Heilige keinen Spaß im Leben kannten. Es gibt ja wirklich viele tragische Geschichten von Heiligen. Aber, auch wenn wir es nicht so gerne hören, der Kampf gegen Unrecht und Hass ist ein wichtiger Teil im Leben. Ich denk da an Pater Maximilian Kolbe. Zur Zeit der Nazi-Herrschaft hat er sich als Christ eindeutig gegen dieses menschenverachtende Unrechtssystem gestellt, mit aller Konsequenz – bis hin zu seiner Hinrichtung im KZ Auschwitz. Das eigene Leben nicht schonen im Kampf gegen Unrecht – da passiert etwas „Heiliges“.
U:
Dazu fällt mir Evangelischen natürlich Dietrich Bonhoeffer ein. Also auch ein Heiliger?!
P:
Ich denke durchaus! Es gibt übrigens in Nürnberg eine Kirche, die nach ihm benannt ist.
U:
Aber mir fehlt trotzdem ein Heiliger oder eine Heilige für das Lachen, die Ausgelassenheit und den Humor – weil das braucht es doch ganz dringend im Leben!
P:
Ich werde es mal im Vatikan anregen, wenn ich wieder beim Papst bin.
U:
Im Ernst – ich glaube ich habe einiges verstanden – ihr auch?
1) Das Wichtige sind nicht die Heiligen als Person, sondern was sie getan haben und wie sie gewesen sind.
2) Und das sind gar keine besonders frommen und kirchliche Dinge. Ganz selbstverständliches, wie ein King gut auf zu ziehen.
3) Heilige sind Vorbilder! Sie zeigen uns, wie man gut leben kann und auch wie „heilig“ alltägliche Dinge sein können.
4) Sich gegen Unrecht zu wehren ist etwas Heiliges.