Die Frühförderung SEHEN macht Besucherbergwerk schon für ganz Kleine erfahrbar

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Trotz Handicap mutig in die Tiefe – Gemeinsam sind wir stark

Aus ganz Oberfranken kamen Familien mit blinden und sehbehinderten Kindern ins Besucherbergwerk nach Kupferberg. Dort wurden sie vom Betriebsleiter Werner Großkop, seiner Frau Doris Wimmer und einem liebevoll vorbereiteten Programm erwartet. 

2016 bergwerk02Auf den Spuren der sieben Zwerge zogen die Kleinen los. Mit einem Lied auf den Lippen ging es in die Tiefe: “Wenn die Sonne scheint geht der Zwerg ans Werk und er haut an seinem Berg!“ Wie in alten Zeiten tönte das Klopfen auf Stein. Geheimnisvoll glitzerte den Kindern im Stollen Gold und Silber entgegen. Eifrig füllten sie ihre Beutel mit den Kostbarkeiten. Auch sieben Mützen hatten die Zwerge zurückgelassen. „Hat da gerade nicht ein Zwerg um die Ecke geschaut?“. Ja, es war ein Erlebnis mit allen Sinnen. Hinein in den Stollen ging es vom Hellen ins Dunkle, vom Warmen ins Kalte und die Stimmen hallten. Welche Herausforderung dies für sehbehinderte Kinder ist, veranschaulicht Frau Miller-Gadumer (Leiterin der Frühförderung SEHEN des bbs kulmbach). „Normalerweise benötigen die meisten unsere Kinder eine gute Ausleuchtung, um halbwegs etwas zu sehen. Sich nur mit einer Taschenlampe ins Dunkle vorzutasten ist für Sehbehinderte schwierig und fordert ein großes Vertrauen. Sehen ist für unsere Kinder schon unter normalen Lichtverhältnissen extrem anstrengend.“ Doch trotz Handicap wagten sich die Kleinen an einem  Seil gemeinsam mutig in die Tiefe.

Nur mit einer Lampe ins DunkleWerner Großkop berichtete wie beschwerlich und gefährlich so ein Bergwerksleben war. Bei Kerzenlicht schufteten die Bergleute im Dunkeln. Die schweren Holzwägen mussten mühsam den Berg hochgeschoben werden. Da das Rollen der Räder sich wie Hundeknurren anhört, wurden sie ‚Grubenhunde‘ genannt.   Die Kinder bekamen eine Ahnung wie hart die Arbeit eines Bergmanns früher war. Wenn nach Starkregen Wasser im Berg war, konnte  nicht weiter gearbeitet werden und die Bergwerksfamilien mussten hungern. Die Steine wurden in Handarbeit herausgeklopft. Da war es ein Fortschritt, als das Dynamit erfunden wurde.

Ein Höhepunkt war, dass die Kinder selbst eine imitierte Sprengung auslösen durften. „Mit solch erlebnispädagogischen Familienveranstaltungen wollen wir schon den ganz Kleinen Erfahrungen ermöglichen, die sie im Alltag nicht machen können“, erläutert die Frühförderin Barbara Lauterbach. „Und es tut gut sich mit anderen betroffenen Eltern auszutauschen“ ergänzt eine Mutter.                                             

Traditionsgemäß wurden die angehenden Schulkinder verabschiedet. Ein Junge wurde fast sieben Jahre von der Frühförderung begleitet. „Je früher wir mit der Förderung beginnen können desto besser, denn Sehen will gelernt sein“, erklärt die Frühförderin Sylvia Hintze.

Die Eltern waren sich einig: Das Besucherbergwerk ist ein lohnendes Ausflugsziel. Gerne wollen einige wiederkommen um an einer Führung für Erwachsene teilzunehmen, um mehr von einem einst wichtigstem Bergwerk Europas zu erfahren.

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Höhepunkt der Führung: Die Sprengung